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März 012014
 

Kartoffel

Heimat der Kartoffel ist Südamerika – bei den alten indianischen Hochkulturen war sie Grundlage des Erfolges, denn mit ihrer Hilfe und mit Mais war eine gute Ernährung der Bevölkerung gewährleistet – weshalb weniger Zeit und Aufwand auf die Erzeugung der täglichen Nahrung verwendet werden musste. Der Anbau erfolgte in Peru z.B. bis in Höhenlagen von über 4.000 m.

In Europa nachweisbar ist die Kartoffel erst seit 1567. Sie erreichte zu dieser Zeit über die Zwischenstation Kanarische Inseln Spanien. Um  1590 erreichte sie England und Irland, ab 1606 ist ihr Anbau nachgewiesen und trat den Siegeszug in Europa an, in dem sie schon zum Ende des 17. Jahrhunderts zum Grundnahrungsmittel der Iren wurde.

In Bayern ist sie um 1647 nachweisbar, ab 1747 wurde sie in Braunlage im Oberharz angebaut.

Anfangs wurde die Kartoffel als Zierpflanze angesehen, die Bevölkerung weigerte sich in weiten Teilen, sie als Nahrung zu verwenden, da sie nicht zu der herrschenden Vorstellung von Nahrung passte. Großen Verdienst um den Kartoffelanbau in Deutschland hat sich Friedrich II. von Preußen erworben, der mit Gewalt ab 1745 den Kartoffelanbau in Preußen durchsetzte. Bauen, die keine Kartoffeln anbauten, wurde bei Missernten und Unglücksfällen jede Unterstützung versagt. Das Pflanzgut der noch  unbekannten Kartoffeln wurde kostenlos verteile, es wurde eine Pflanzanleitung öffentlich verlesen und durch einen mitgeschickten Landreiter, einen des Kartoffelanbaus kundigen Schwaben, wurden Beratungen durchgeführt, um die Anfangsschwierigkeiten zu überwinden.
Die Schweizer kultivierten die Kartoffeln anfangs auf Grund der Blüten als Topfpflanzen, die Knollen fanden jedoch auch hier z.B. als Rösti schnellen Einzug in die traditionelle Schweizer Küche.

Im 19. Jahrhundert hatte die Kartoffel nördlich der Alpen den Hafer als Grundnahrungsmittel abgelöst. Die Kartoffelzubereitung brauchte einige Zeit, da es anfangs an Rezepten fehlte. So wurden die Kartoffeln wie Gemüse zubereitet, es gab Unstimmigkeiten, was an der Kartoffel essbar ist, so dass es zu Vergiftungen durch die überirdischen Beeren (Nachtschattengewächs!) gekommen ist. Kartoffeln wurden getrocknet und gemahlen und dem Mehl für das Brot beigesetzt, es gab aber auch Versuche, aus der Stärke Zucker zu gewinnen. Auch der Branntwein, aus den Kartoffeln gewonnen, war sehr gut angesehen – und wird bis heute verwendet.

Kleiner Auszug “Nützliche und auf Erfahrung gegründete Einleitung zu der Landwirtschaft”, Johann George Leopoldt,  Sorau, 1759

Vor etlichen zwanzig Jahren wussten hiesiges Ortes wenige Menschen von den Tartuffeln etwas, und als ich zum erstenmal mit einem guten Freunde, welcher den Samen aus vorgedachten Erzgebirge mitgebracht, zwey Feldbeete zur Hälfte steckte, so wunderten sich alle Vorübergehenden, da solche zu wachsen anfingen, was denn solches vor eine Frucht seyn müßte. Die Curiosität machte, daß an den Beeten ziemliche Stücke ausgerauft wurden, und jedermann war begierig zu wissen, was es denn sey. Doch wurde der Stock, wenn sie  solches nur besehen hatten, wiederum mit sammt der Frucht hingeworfen. Es gerieth die Probe, ungeachtet die Beete verkürzt worden, dennoch ganz gut, und ich erndtete auf einem Beete vor die gnadigste Herrschaft noch 10 Scheffel ein. Da ich nun solche hatte, so wollte ich sie auch dem Gesinde zu essen geben, da war aber weder Appetit noch Geschmack dazu, weil sie zu wildreich waren. Doch zur Noth fraßen solche noch die Scheine, und es hätte bald nicht viel gefehlet, ich hätte denen Schweinemägden noch mögen viele Betheurungen machen, daß solche dem Vieh nicht schädlich wären. Als ich nun den Saamen folgende Jahre auf mehrere Vorwerge verbreitete; so fingen die Gesindemäuler allmählig daran einen besseren Geschmack, als wohl anfangs, zu bekommen. Ja, die Begierde nach denselben kam endlich auch unter die anderen Leute, und viele davon schafften sich den Saamen an, und diejenigen, welche solchen nicht kauften, sahen zu, wie sie denselben vom Felde ohne Geld erlangten. Und nun hat sich diese Frucht so gemein gemacht, und nicht nur in hiesiger Gegend, sondern recht weit und breit in andre angränzende Orter ausgebreitet. Wnn nunmehro das Gesinde nur viele bekommen könnte, so würden sie wohl solche alle Tage ein paar mal essen, und nicht überdrüssig werden….
…Die Art dieselben zu genießen ist mancherley: Sie können ganz gekocht, geschält und hernach nur mit Salz gegessen werden Oder wenn sie geschält werden, kann man sie in Stücken oder breite Pritschen zerschneiden, Butter und Salz darauf Thun, und in der Pfanne über dem Feuer rösten lassen, da sie als wie gebraten werden und recht angenehm schmecken., Man kann sie auch, wenn sie gekocht und geschält worden, zerrühren, als wie die Erbsen mit dem Quierel zerrühret werden, wovon sie wie ein schöner weißer Mehlteig werden. Wenn solche gerühret worden, und bleiben ein wenig im Topfe stehen, so werden die gerührten Tartuffeln so stark, daß sie fast aus den Töpfen müssen geschnitten werden. Kommt nun etwas Salz und Butter daran, so ist es ein solch gut sattmachendes Essen, als wenn sie ganz gelassen genossen würden. Einige haben auch schon die Tartuffeln zum Brodbacken gebraucht, sie dörren solche vorhero im Backofen, und lassen sie mit mahlen, oder sie kochen sie in Töpfen, und wenn sie dieselbn gekocht haben, qirlen sie solche und schlagen sie durch, daß sie dünne werden, und gießen sie, wenn sie kneten wollen , mit in den Sauerteig. Das Brod soll gut davon gerathen. Es soll auch an einigen Orten Puder und Stärke von den Tartuffeln gemacht werden. Ich habe aber von solchem so wenig, als wenn Brandtwein davon gebrennet wird, Nachticht, und dahero mag ich auch nichts davon sagen.

 


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